Indien
Nähmaschinen für Bhopal
Den folgenden Brief erhielt das FKB über die Indienhilfe Ende Juni von
Pater Franklin Rodrigues aus Bhopal:
Seit sechs Jahren betreiben wir systematisch die Nähschule. In diesen
sechs Jahren haben 70 Mädchen ohne Schulausbildung ihren
eineinhalbjährigen Nähkurs absolviert. Diese Mädchen hatten keine
Schulbildung oder höchstens vielleicht eine Klasse. Aber die Mehrzahl
der Mädchen ist ohne Schulausbildung. Zuerst haben wir sie lesen und
schreiben gelehrt, danach begannen sie ihre Nähausbildung. Diese 70
Mädchen können sich alle selbst versorgen, wenn jede von ihnen eine
Nähmaschine besitzt. Sie haben gelernt, alle Bekleidung für Frauen und
Kinder zu nähen.
Wenn ein Mädchen ohne Schulausbildung ist, ist sie später die Sklavin
ihres Ehemannes. Ein Mädchen ist in den Familien nicht willkommen. Die
meisten Familien denken, dass ein Mädchen der Familie Unglück bringt,
aufgrund des Mitgift-Systems. Langsam werden in unserem Land die Frauen
emanzipiert durch Schulbildung. Die Mehrzahl der Mädchen muss jedoch
erst so weit kommen. Wir helfen diesen armen, unausgebildeten Mädchen
durch unsere Nähkurse, endlich frei zu sein, bzw. wir lehren sie, sich
selbst zu versorgen.
Der Kurs allein kann jedoch nicht erfolgreich sein, wenn wir ihnen nicht
helfen, ihr eigenes Werkzeug zu bekommen. Deshalb ist es unsere Absicht,
jedem Mädchen eine Nähmaschine zu geben, wenn es den Kurs erfolgreich
abgeschlossen hat.
Diese Mädchen werden bald heiraten, nachdem sie ihren Kurs absolviert
haben. Wenn sie dann in das Haus ihres Ehemannes gehen, werden sie ihre
Nähmaschine mitnehmen und so in der Lage sein, ihre Kleider selbst zu
nähen oder sogar Aufträge anzunehmen um Kleidung zu nähen für
andere. Diese armen Mädchen können selbst ihr tägliches Brot
verdienen und sie können unabhängig und selbstständig werden.
Die Anzahl der Mädchen, die zur Zeit die Nähkurse abgeschlossen haben,
liegt bei 70. Daher benötigen wir 70 Nähmaschinen für sie. Die Kosten
für jede Nähmaschine betragen Rs. 5.000, was DM 250 entspricht. Die
Kosten für alle 70 Nähmaschinen belaufen sich auf Rs. 350.000, was DM
17.500 entspricht.
Es wäre eine große Hilfe für uns, wenn Indienhilfe das Projekt
befürworten würde. Diese Mädchen werden stets dafür dankbar sein,
dass ihre Zukunft gesichert sein wird.
Wenn die Maschinen verteilt werden, wird jedes Mädchen ein Schreiben
erhalten, in welchem steht: "Gespendet von Indienhilfe - FKB. Sie
werden Indienhilfe und den Leuten vom FKB immer dankbar sein.
Wir danken Euch allen sehr herzlich für all die Hilfe, welche Ihr
unseren Armen gebt.
Gott segne Euch und alle vom FKB,
Euer dankbarer
Fr. Franklin Rodrigues
Ein Haus für Kinder in den Slums
Bevor wir ins dritte Jahrtausend eintreten, wollen wir uns zwei weiteren
von den ärmsten Slums annehmen. Die Namen der Slums sind Naka Slum
Village und Pardi Slum Village. Die Einwohner dieser Slums sind Nomaden.
Die Einwohner des Slum - Dorfes Naka heißen Bhils und kommen aus dem
Jhabua-Gebiet im Staat Madhya Pradreh, Indien. Vor über 25 Jahren sind
sie von Jhabua nach Bhopal ausgewandert, um besser leben zu können. 48
Familien leben in kleinen, mit Plastikfolien gebauten Hütten. In der
Monsunzeit ist der Boden nass. Viele von ihnen leiden unter Tuberkulose.
Von Beruf sind sie Lumpensammler. Die Frauen gehen in Geschäfte oder
Betriebe, um Reis, Weizen oder anderes Getreide zu waschen. Die Männer
verwetten täglich ihr Geld. Die Kinder haben noch nie eine Schule
besucht, auch sie gehen Lumpen sammeln. Die Babys werden zu Hause von
älteren Leuten betreut. Die meisten Babys sterben an Tuberkulose.
Die Bewohner des anderen Slum - Dorfes heißen Pardis. Ursprünglich
gehörten sie zu dem Staat Gujarat im Pardi - Stammesgebiet. Diese
Pardis verteilen sich auf die "Nester" in den vier nördlichen
Staaten von Indien, Madhya Pradesh, Uttar Pradesh, Maharashtra und
Karnataka. Keiner dieser Pardis ist ausgebildet. Sie sind örtlich weit
voneinander entfernt, aber sie sind durch eine eigene Kommunikation
miteinander verbunden. Pardis heiraten untereinander. Die Pardi - Slums
befinden sich im Nordwesten von Bhopal. Vor 21 Jahren wanderten die
Pardis aufgrund einer großen Trockenheit und Dürre von Uttar Pradesh
nach Bhopal. 480 Familien leben in kleinen mit Plastikplanen bedeckten
Hütten. Es gibt in diesem Slum über 200 Kinder, die wie wilde
Geschöpfe aufwachsen. Da die meisten Männer keine Ausbildung, keine
Jobs oder Arbeit haben, jagen sie wilde Tiere und Vögel und berauben
damit ihre Umgebung.
All diese Menschen haben keine Zukunft. Das einzige, was wir tun
können, ist die Zukunft ihrer Kinder zu sichern. Wir wollen ihre Kinder
vor Hunger, Krankheit und Unwissenheit schützen. Wir wollen in diesen
beiden Slum - Dörfern zwei kleine Kinderhäuser bauen. An erster Stelle
brauchen diese Kinder Nahrung und Medizin und zusätzlich geben wir
ihnen eine Ausbildung. Die Zahl der Kinder ist groß und es gibt keinen
festen Platz zum Essenkochen oder zum Aufenthalt.
Im Naka - Slumdorf wird ein kleines Haus gebraucht, um 60 Kinder
unterzubringen und ihnen Mittagessen zu reichen. Das andere Haus wird im
Pardi - Slumdorf gebraucht, um über 200 Kinder unterzubringen. Diese
Kinder werden ebenfalls Mittagessen und Medizin bekommen.
Vier Schwestern werden für diese zwei Häuser einen Auftrag bekommen.
Außerdem werden zwei Kindergartenlehrer beschäftigt, um die Kinder auf
die Schule vorzubereiten.
Das Naka-Haus wird ein einfaches Haus sein. Es bekommt als Unterlage ein
Fundament, eine Backsteinmauer und ein Ziegeldach. Die Kosten werden ca.
4000 Mark betragen. Das Pardi-Haus wird etwas größer und geräumiger
sein, um etwa 200 Kinder unterbringen zu können. Es wird einfach
strukturiert sein mit Backsteinmauern und Ziegeldach. Die Kosten dieses
Hauses werden ca. 8000 Mark betragen.
Unsere armen und kranken Kinder werden der Indienhilfe, dem Fröhlichen
Kunterbunt in Bad Bergzabern und dem Kindermissionswerk für die Mittel
für die kleinen Häuser und deren Ausstattung zum Sitzen, Essen und
Schlafen auf trockenem Boden immer dankbar sein. Gott segne euch alle.
Ihr ergebener
Fr. Franklin Rodrigues
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